
und das Echte übrig bleibt.
Die bisherigen Auswirkungen meines Breathwork-Prozesses
Eben war ich eine Runde draußen spazieren.
Es ist nebelig und der Nachtfrost hat die Natur mit einer dünnen weißen Schicht überzogen.
Es knirscht unter den Sohlen – nicht wie Schnee.
Anders.
Es knackt beinahe…
.
Schon seit Tagen, wenn nicht Wochen, geht etwas in mir vor sich,
das ich erst jetzt allmählich beginne zu erfassen.
.
In den vergangenen Jahren erfahre ich abwechselnd Phasen,
in denen ich mich mit mir und der Natur verbunden, verwachsen spüre,
und Phasen, in denen mich scheinbar wenig zu berühren scheint
und ich eine aalglatte Schicht aus blendendem Licht kreiere,
an dem alles mich Umgebende abperlt.
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Beide Phasen würde ich als Seins-Zustände bezeichnen.
Seiten meines Ichs – und dann auch wieder nicht.
Die Fragen, die ich mir dazu manchmal stellte ist:
Wer bin ich wirklich? Was ist mein wahres Selbst?
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Im Grunde genommen sind das genau jene Fragen,
die ich mir seit rund 30 Jahren stelle
und an deren Antwort ich mich allmählich herantaste,
wie die Katze an den Leckerbissen.
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Bin ich dieses sanftmütige Wesen,
das – eingewoben in die Umgebung –
unablässig Wellen von Impulsen empfängt
und damit umzugehen lernt?
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Oder bin ich dieses zielstrebige Wesen,
das erfolgreich sein will,
um die Welt zu verändern?
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Gehört es zum Wachsen und zur Potentialentfaltung,
sich mit sich selbst „unangenehm“ zu fühlen,
weil man „das Neue Sein“ noch nicht integriert hat?
.
Oder ist dies ein Zeichen,
dass dieses Neue Sein nicht das ist, das man leben möchte –
und die ganze Anstrengung der Aufmerksamkeit,
das Neue Sein zu etablieren, ist fehlinvestiert?
.
Während des Schreibens hatte ich erst den Eindruck:
es kann nur eine Antwort geben.
Aber einmal mehr ist es wohl wieder ein UND statt ein ODER.
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Wir sind beides.
Natur und Bewusstsein.
Materie und Spirit.
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Und dennoch bin ich nur EINE Echtheit,
Die beides miteinander verbindet.
Mein tiefstes Sein in meinem Körper.
Das, wozu du ein vorbehaltloses JA spürst,
von innen heraus,
und du dich nicht erst verbiegen musst,
um es auszuhalten.
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Zur eigenen Wahrheit zu stehen kann schon fordernd und „neu“ genug sein.
Kann nicht nur, ist es erfahrungsgemäß tatsächlich.
Denn das eigene JA zu leben, bedeutet immer auch,
ein Nein zu anderem.
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Mein zielstrebige Sein will
„seinen Beitrag leisten“ und „beweisen, dass es geht“.
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Mein sanftmütige Wesen möchte
„sich einbringen“ und „dienlich sein“.
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Wenn sich beides vermischt, wird es unklar und verwickelt:
Das Ego verwirrt die Echtheit.
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Mein Ego möchte „reich und berühmt“ sein,
nicht um des Reichtums und der Berühmtheit wegen,
sondern, weil es dies als Zeichen, als Beweis sieht,
dass es etwas in der Welt bewegt.
Und das ist schließlich sein Antrieb:
die Welt zu verändern,
zu schütteln, zu rütteln,
aufzuwecken, ob der drohenden Gefahren,
wenn wir nichts verändern!
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Meine Wesenheit möchte nicht grell alles überstrahlen.
Sondern sanft ausstrahlen.
Permanent, konstant, weich.
Sie möchte auf diese Weise wirken, inspirieren,
zum Erkennen einladen,
auf Basis des Vertrauens,
dass jeder seinen Weg geht.
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Mein Ego hat Angst.
Es muss sich etwas verändern!
So geht es nicht weiter!
Mach etwas!
MACH ENDLICH!
.
Meine Wesenheit ruht in sich selbst.
Sie ist.
Und sie ist mit allem verbunden.
Durch den Atem.
Durch die Luft, die wir atmen, durch den Sauerstoff,
der alles Lebendige durchströmt. Vielleicht atmen ja nicht wir.
Vielleicht werden wir geatmet.
Beatmet.
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Vom ersten wilden Atemzug,
bis zum letzten Hauch.
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Stell dir einen Augenblick lang vor: es atmet uns.
Uns alle.
Die Bäume, die Blumen, alle Pflanzen, die Tiere,
alle pulsieren, atmen, werden geatmet,
versorgt mit Luft, mit Sauerstoff.
Sogar Steine und Metalle interagieren mit der Luft, die sie umgibt.
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Wir Menschen sind fähig, uns Luftschlösser zu bauen.
Uns mit unseren Gedanken ein Sein und ein Sein-Sollen zu erschaffen,
das nicht unserem ursprünglichen Wesen entspricht, sondern dem,
was wir an Erfahrungen – eigene und der unserer Ahnen – mit uns herumtragen.
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Die Rückschlüsse, Schlussfolgerungen, Glaubenssätze und Überzeugungen
wirken permanent in uns und lenken unsere Entscheidungen –
wenn man der Epigenetik folgt: zu 95%.
.
Im Sommer habe ich mich sehr kurzfristig für die Breathwork-Ausbildung entschieden.
Ich dachte:
JA! Das ist DAS Tool, das mir noch fehlt,
um mein Angebot vollends rund zu machen!
JETZT habe ich alles beisammen,
um meinen KundInnen bestmögliches Service zu bieten
und sie aus limitierenden Gewohnheiten in ihre persönliche Freiheit zu führen!
(Was auch tatsächlich der Fall ist.)
.
Ich fütterte meine Ego-Schicht mit der Aneignung einer weiteren Fähigkeit.
Da saß ich nun, in meiner strahlenden Glasglocke, selbstzufrieden und motiviert,
zog mein Business-Kostüm an (also nicht wortwörtlich,
aber es fühlt sich wirklich manchmal wie eine Verkleidung an…),
startete eine Marketing-Kampagne und stellte etwas dar.
.
Und mit der Zeit,
mit jeder einzelnen Breathwork-Session,
an der ich teilnahm,
die ich gab,
mit jedem neuen Modul, das die Ausbildung mit sich brachte,
wurde es immer anstrengender, diese Glasglocke,
dieses Ego-Bild aufrecht zu erhalten. –
.
Nur: war mir das nicht so bewusst oder klar,
ausser dass mein Energie-Level absank
und ich meine Freude an fast allem verlor.
.
Mag sein, dass die Versuche, jemand zu sein, von außen viel deutlicher sichtbar sind –
da erwacht in mir der Impuls, mich schämen zu sollen:
wie kann das sein, ICH, die ich mich schon so lange mit Selbstentfaltung befasse,
erkenne nicht, wenn das EGO, wenn das SOLLEN im Spiel ist?
.
Erwischt.
Auch das Schämen ist ein Ego-Reflex:
Uh, ich könnte ja blöd dastehen,
jemand könnte mich durchschauen,
mit dem Finger auf mich zeigen,
mich auslachen,
meine Bemühungen und mein ehrliches Streben,
die Welt zu verbessern, anprangern, zunichte machen.
Mein Ego hat Angst, wie schon gesagt.
Und diese uralten Mechanismen sitzen tief.
.
Doch mit jeder Breathwork-Session verbinde ich mich wieder
mit meiner Wesenheit.
Mal tiefer,
mal seichter.
Und damit erhält sie immer mehr Raum.
Das Innere wächst.
Und die Fake-Hüllen fallen.
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Eine Breathwork-Session hat eine ähnliche Funktion, wie Tanz,
wie Bewegung, die aus dem Körper heraus entsteht:
sie hebt den Energie-Level an,
sodass der Energie-Fluss dem Körper zur Verfügung steht,
um sich mit der Wesenheit zu verbinden
und Prozesse einzuleiten oder fortzusetzen,
die unserer Echtheit dienlich sind.
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Zusätzlich hat der veränderte Kohlendioxid-Gehalt im Blut
bei Breathwork-Sessions noch Einfluss auf unsere Körper-Chemie,
was das Andocken an das Unterbewusste fördern kann.
Und hier hat das Ego dann keinen Raum mehr.
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Die Hingabe an den Atem,
die Hingabe an den „Spirit“ (spirare – lat.: atmen)
lädt zum Fallenlassen jeglicher Kontrolle ein.
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Da ist etwas, das weit größer ist,
als mein Ego je sein kann (sogar meins…).
Und es ist absolut safe.
Sicher.
Geborgen.
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Ich bin eingebettet in den allumfassenden Atem.
Ich bestimme nichts,
ich gebe mich dem Atem,
der Reise mit dem Atem hin.
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Wieder und wieder.
Im vollsten Vertrauen,
dass „Spirit“ mich leitet,
was im Moment relevant ist.
.
Da stehe ich nun,
in all meiner Echtheit,
in all meiner Nacktheit –
und schäme mich nicht.
.
Ich sehe meine Stolpersteine, die ich übersehen habe –
spüre den Schmerz, der mit den Verletzungen einhergeht –
und schäme mich nicht.
.
Ich spüre, was zu spüren ist,
sehe, was zu sehen ist
und lerne.
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Es geht nicht darum, keine Schmerz oder keine Angst zu spüren.
Das käme Verdrängung gleich.
Für mich geht es im Leben hier auf Erden darum,
ZU SPÜREN, was ist,
berührbar zu bleiben
und in dem Bombardement an Wellen
der eigene Wesenheit Raum zu geben,
sich einzubringen in das Meer
und vielleicht ein stückweit damit zu verschmelzen.
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Meine Wesenheit kennt keine Scham.
Sie hat nicht mal Angst,
auch wenn das Nervensystem in meinem Körper
allerlei Anzeichen von Angst und Unruhe zeigt.
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Meine Wesenheit wohnt in meinem Körper.
Mein Körper weiß genau,
was er mir an Bewusstwerdung zumuten kann.
Dieses Bewusstsein,
das meine Wesenheit schon längst besitzt,
oder auch die Quelle davon ist.
.
Breathwork hat jetzt schon mein Leben verändert.
Und die Reise ist noch lange nicht zu Ende.
Ich beginne eben erst, meine Koffer zu packen entpacken.
.
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